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Dazwischen

Woher weiß ich, was die Arbeit von mir verlangt? Die sichtbar gewordenen Motive von trichterähnlichen Gebilden, Vorhängen, in sich geschlossenen Klumpen sind Bedeutungsträger einer vielleicht vorwissenden Ahnung. Die Motive werden zu Symbolen, die sich mit dem Öffnen geschlossener oder abgegrenzter Einheiten befassen.

Die Fläche behandle ich als Träger semiotischer Verfahren. An Bedeutung gewinnt das Flache, das sich zur Kommunikation bereithält. Die Aktivität, die sich auf der Fläche zusammenballt, möchte reflektieren. Das Flache soll nicht dazu dienen, Räumlichkeit nachzuahmen. Das Flache ist ein Medium, das die Sprache des Menschen in ihrer Abstraktion verdeutlicht. Menschen tauschen nicht nur Dinge von Hand zu Hand aus, sie tauschen Informationen über die Dinge aus und schreiben sie auf, ein, über sie und unterschreiben5; über die Zeit hinweg. All das macht die Fläche möglich.
Bemalte Flächen teilen sich die Fläche mit unbemalten Flächen. Lebendiges wird dem Nicht-Lebendigen gegenübergestellt und einem Simultanversuch unterzogen. Das zeitgleiche Gegenüberstellen der kontrastierenden Flächen verharrt im Pendelschwung.
In der Gegenüberstellung exponiert das Papier eine Leere. Die austarierten Mengen auf der Fläche konkurrieren nicht, sondern stellen den Fokus in Frage. Was nehme ich in mein Blickfeld? Die bemalten Flächen ziehen die Aufmerksamkeit auf sich. Der Fokus verschiebt sich dann simultan ins Nicht-Sehbare. Was ist diese Leere, dieses „noch nicht“, dieses Unbeschriebene; das, was sich seiner Bezeichnung entzieht?
Auch hier entstehen Spuren, die ein Da-gewesen-sein bezeugen – dies auf zwei Weisen: Die bemalten Bereiche in Form einer kreiselnden Pinselführung, aber auch die Leere hinterlassen Spuren, indem sie sich in Formen von Erinnerungen am Lebendigen versuchen.
Die Zeichen ernähren sich von der fragilen Fläche – einem Medium für Informationen. Die Form ist dabei das Papier. Hinzu kommt ein Inhalt, der im Zusammenspiel gegenwärtig bleiben kann. Ohne den Inhalt und ohne die Form kann keine Erkenntnis entstehen, die sich mitteilen kann und Menschen miteinander verbindet. Vergängliches trägt strebendes Leben zum Tod hin in sich. Streben und Sterben verhalten sich zueinander wie Wachsen und Vergehen. Es scheint ein Eingeständnis zu sein, Lebendiges und Vergangenes zwar nicht begreifen (Greifen im Sinne von Festhalten) zu können, es aber wahrnehmbar und zugänglich zu machen.